Dr. Rosa Zubizaretta
Resonanzen

18. Dezember 2025
Das Feuer entzünden: Wie wir die Kraft des Kreises wecken können
Der Schein einer Kerze zieht uns Menschen fast magisch an. Wir wenden uns dem Licht zu und versammeln uns. Es wird so für uns zu einer Mitte, öffnet einen Raum, in dem wir uns anders zueinander verhalten.
Bei der Arbeit mit dem Council, dem Sprechen im Kreis, erlebe ich immer wieder diese Magie - ob mit oder ohne Kerze. Offenbar haben wir Menschen das archetypische Bild des Lagerfeuers in unserem kollektiven Unbewussten verankert, so dass wir intuitiv in eine andere Haltung kommen, wenn dieses Bild in uns geweckt wird.
Dann können wir sagen, was uns wirklich wichtig ist.
Dann können wir den anderen zuhören.
Dann löscht die eine Wahrheit die andere nicht aus.
Dann werden unterschiedliche Sichtweisen fruchtbar.
Dann begegnen wir uns einander auf Augenhöhe.
Dann können wir Mensch-werden.
Die Magie des Lichts entzündet sich mit der Frage, die wir an den Beginn dieser Art des Gesprächs stellen:
Eine einfache, aber wirkungsvolle Frage ist: Wofür bist du dankbar?
Sie öffnet den Blick für das Geschenk des Lebens, lässt uns das Gesicht zum Himmel erheben und den Beklage-Modus verlassen.
Im Arbeitskontext können wir fragen: Was möchtest du heute in dieser Besprechung erreichen, was ist dir wichtig?
Die Gruppe kann sich gemeinsam auf die genannten Ziele verpflichten und dafür sorgen, dass diese auch erreicht werden.
Eine Frage, die Menschen unterschiedlicher Herkunft miteinander in Verbindung bringt ist: Wo berühren deine Füße den Boden?
Diese Frage kann zunächst geografisch verstanden werden; in einem inter-kulturellen Kontext kann sie aber auch den kulturellen Boden meinen, der u.a. die Religion mit einschließt.
Menschen kommen so auf einer anderen Ebene miteinander in Kontakt. Das daran anschließende Gespräch, die Besprechung oder die gemeinsame Entwicklung einer Idee wird dann in einem anderen Licht erscheinen.
Wie geht es dir mit der "Magie des Lichts"?

11. November 2025
Resonanzraum sein
Neulich hatten wir bei DF e.V. einen Abend zum Thema "Zuhören" als einem zentralen Element von Dynamic Facilitation. Referentin war Rosa Zubizaretta, die zusammen mit Matthias zur Bonsen mit dem Buch "Dynamic Facilitation" wesentlich dazu beigetragen hat, dass die Methode im deutschsprachigen Raum Verbreitung gefunden hat. Ich durfte Rosa im Frühjahr beim Dynamic Facilitation Deep-Dive kennenlernen und ihre unglaubliche Art, sich ganz dem Zuhören hinzugeben.
Beim DF-Talk hatte ich die Ehre als Übersetzerin zu fungieren. Rosas Vortrag zu übersetzen war für mich dann eine besondere Erfahrung im Zuhören, denn genau das tut man beim Übersetzen: Resonanzraum sein, zuhören was die andere sagt, um es dann genau so wiederzugeben. Nicht um darauf zu antworten, nicht um meine Perspektive dagegen zu setzen, nicht um "ja, aber" zu sagen - einfach nur, um den anderen Teilnehmenden die Möglichkeit zu geben, das was Rosa gesagt hat zu verstehen.
Ich habe bisher noch nie öffentlich und formal übersetzt. Nachdem ich mich von meiner Nervosität gelöst hatte und mich ganz auf Rosa zu fokussieren begann, erlebte ich eine unglaubliche Resonanz. Das was Rosa auf Englisch sagte, kam aus mir wie selbstverständlich auf Deutsch. Ich musste (fast) nicht über die Vokabeln nachdenken, sondern "einfach nur verstehen" und aussprechen.
Vermutlich waren nur wenige Menschen an diesem Abend anwesend, die Rosa nicht auch auf Englisch verstanden haben. Die "Übersetzungspausen" hatten aber noch eine andere Wirkung:
Durch die Unterbrechung und Wiederholung konnte das Gehörte mehr Raum gewinnen, konnte seine Wirkung besser entfalten, war Zeit, um die Worte wirklich aufzunehmen. So entstand ein Tiefe, die ich sonst bei einem Vortrag selten erlebe.
Für mich war das mehr als eine Bestätigung meiner Englischkenntnisse - ich durfte erleben was Zuhören tatsächlich bedeutet: sich ganz dem anderen ganz hinzugeben, um zu verstehen, was er oder sie sagt.
Ich bin dankbar für dieses wunderbare Geschenk!
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